
Als Autoren ihre Manuskripte noch auf einer einfachen Schreibmaschine tippten, gab es für zum Worte hervorheben nur wenige Möglichkeiten: GROẞBUCHSTABEN, Unterstreichen oder S p e r r e n. Später konnte man auf manchen Kugelkopfschreibmaschinen zusätzlich Fettschrift und Kursivschrift nutzen. Seit Einführung des Desktop-Publishings (DTP) veränderte sich auch die Art, wie Zeitungen, Zeitschriften und Bücher gesetzt wurden. Denn es gab plötzlich viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Trotzdem waren und sind viele Verlage und Autoren was die Darstellung von Texten in Büchern sehr konservativ geblieben.

Zeichensätze in Büchern
Auch wenn es viele Gestaltungsmöglichkeiten mit den unterschiedlichsten Schriften (Zeichensätzen, engl. Font) gibt, ist der Fließtext (Haupttext) in Bücher bis heute meist ein Serifenfont wie Times oder Garamond. Die kleinen Striche an den Buchstaben, die in Leserichtung zeigen und das Lesen erleichtern, nennt man Serifen. Demgegenüber wird ein Zeichensatz ohne Serifen (sans-serif), zum Beispiel Arial oder Helvetica, gerne für Überschriften verwendet.

Viele, nicht alle, Zeichensätze haben Schriftvarianten, die auch (Schrift-)Schnitte genannt, die alternative Stärke (light, medium, book, bold), Laufweite (narrow, normal, wide) und Lage der Schrift (oblique oder kursiv) besitzen. Die zusammengehörigen Schriftvarianten nennt man eine Schriftfamilie.

Worte hervorheben mit Satzzeichen
Ein Autor kann einfach beim Tippen ein Wort in ganze oder halbe Anführungszeichen stellen, um es hervorzuheben. Beispielsweise setzte Gustav Meyrink (1868 – 1932) den ungewöhnlichen Begriff (Namen) ›Golem‹ siebenmal in halbe Anführungszeichen.
- Der Marionettenspieler schüttelte den Kopf. »Er erinnerte mich nur an den ›Golem‹.«
[Gustav Meyrink – »Der Golem«]
Namen von Schiffen oder Raumschiffen werden und wurden entweder auch in halbe Anführungszeichen oder in Großbuchstaben geschrieben.
- »Die liegen hier? Hier, unter der Zentrale?« rief Prosper. »Ja. Die Raumschiffe ›Meteor‹ und ›Monitor‹.«
[Rolf Ulrici – »Raumschiff Monitor«] - Damals hatte das Raumschiff STARDUST geheißen.
[Perry Rhodan, Heftroman Nr. 2700 »Der Techno-Mond«]
In der wörtlichen Rede bedeuten Wörter in Großbuchstaben, dass sie besonders laut oder heftig geschrien werden. Also könnte man es als Steigerung von Schreien interpretieren.
- »Jesus Maria und Josef NEIN!«, schrie eine Frau mit sich überschlagender Stimme. »O NEIN, nicht NOCH MEHR, nicht NOCH MEHR!«
[Stephen King – »Puls«]
Im Fließtext können Wörter in Großbuchstaben die Beschriftung von Schildern und Ähnlichem wiedergeben. Worte auf Schildern könnten auch in Anführungszeichen stehen, weil sie ein Zitat sind. Aber Großbuchstaben »schreien« und ziehen die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich.
- Das Hinweisschild MALDEN SALEM ST. EXIT ¼ MI stand an der Ecke eines niedrigen, rosa gestrichenen Gebäudes, das offensichtlich geplündert worden war.
- Über einem Paar tanzender Eiswaffeln standen in Regenbogenfarben die Wörter MISTER SOFTEE.
[Stephen King – »Puls«]
Dagegen um etwas weniger schreiend zu schreiben, können Sie auch auf die Schreibweise mit Kapitälchen zurückgreifen. Dabei werden die Buchstaben, die eigentlich im Wort klein sind, als kleinere Großbuchstaben neben die normalen Großbuchstaben gesetzt (siehe oben: erste Grafik).
Tipp: Worte, die ein »ß« enthalten, schrieb man früher in Großbuchstaben mit »SS«. Seit 2008 gibt es das »ß« auch als Großbuchstabe (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Großes_ß), sofern es in der Schrift als Unicode-Zeichen U+1E9E (HTML: ẞ) hinterlegt ist, kann man dieses Zeichen schreiben.
Unter Windows 10 kann man das große »ß« über die Tastenkombination [Shift] + [AltGr] + [ß] aufrufen.
Wenn Sie das große »ß« unter macOS benutzen wollen, dann gehen Sie einmal in Systemeinstellungen > Tastatur > Text und legen eine automatische Ersetzung an: ß ß -> ẞ (Kopieren Sie das große »ß« von der Website: http://typografie.info/versaleszett/)
Das Unterstreichen von Worten findet man in der Belletristik kaum. Verwenden Sie dies wegen dermit Verwechslungsgefahr mit Links – besonders in E-Books – nicht (!).
Worte hervorheben mit Schriftvarianten
Fremdwörter, besonderen Eigennamen oder Wörter, die der Autor in seinem Text hervorheben möchte, schreibt man meist kursiv. Innerhalb einer wörtlichen Rede kann man Worte in Kursivschrift als Betonung interpretieren.
- Sie wäre ein Geschenk des Himmels, hätte sie nicht die Angewohnheit, jede Information zu zerdehnen wie eine Staffel Game of Thrones.
[Frank Schätzing – »Die Tyrannei des Schmetterlings«] - Das Ereignis, das als der Puls bekannt werden sollte, begann am Nachmittag des 1. Oktober um 15.03 Uhr Eastern Standard Time.
[Stephen King – »Puls«] - »Dann hätten wir noch ihn.«
[Frank Schätzing – »Die Tyrannei des Schmetterlings«]
Stephen King verwendet für Worte, die im Fließtext besondere Aufmerksamkeit bedürfen auch fette Schrift (bold). Allerdings fallen solche Worte so stark auf, das man damit in einem Roman sparsam umgehen sollte und wenn möglich die Kursivschrift bevorzugen sollte.
- Um die Finger seiner rechten Hand war die Zugschnur einer Tragetasche aus braunem Kunststoff geschlungen, auf die für jeden, der Lust hatte, sie zu lesen, die Wörter small treasures gedruckt waren. [Stephen King – »Puls«]
Allerdings ist die deutsche Ausgabe von »Puls« nicht sehr konsequent, wenn es um Hervorhebung geht. Denn später um Roman kann man lesen:
- Das minzegrüne Telefon spielte den Anfang jenes Songs von Crazy Frog, den Johnny so liebte – hieß er nicht »Axel F«?
[Stephen King – »Puls«]
Den Namen des Songs hätte man auch in Kursivschrift setzen können. Auf der anderen Seite wird in »Puls« die Kursivschrift für Gedanken und für Hervorhebungen in der wörtlichen Rede verwendet. Hier sollten Sie von dem Bestseller lernen, dass man es so nicht (!) machen sollte.
Bildschirmtexte im Roman
Wenn Sie Schreibmaschinen- oder Bildschirmtexte wie E-Mails oder Chatprotokolle wiedergeben wollen, dann können Sie auch auf einen Monospace-Font zurückgreifen. In diesem Zeichensatz sind alle Buchstaben gleich breit, siehe oben in der zweiten Grafik.
Worte hervorheben mit Farbe
In der Belletristik wurde sehr selten verschiedene Farben für die Schrift von Romanen benutzt. Die bekannteste Ausnahme dürfte »Die unendliche Geschichte« von Michael Ende sein. Für die Handlung in der realen Welt wählte Ende eine Schrift in Rot und für die Handlungen in der Parallelwelt, Phantásien genannt, blaugrüne Schrift. Da farbiger Text – besonders in Book on demand-Bücher – teurer ist als schwarzer Text, wird auf diese Art der Hervorhebung meist verzichtet.
Wer jedoch nur E-Books schreibt, sollte über diese Methode nachdenken. Dieses Jahr (2020) zu Weihnachten kommen auch die ersten farbigen eINK-E-Boook-Lesegeräte auf den Markt, sodass E-Books den gedruckten Büchern in Sachen Farbe überlegen sind. Als Alternative zwei echten Farbe könnte man auch zwei recht unterschiedliche Schriftarten oder eine schwarze und eine graue Schrift, wenn sie gut lesbar ist, als Unterscheidung nutzen.
Erster Buchstabe oder erste Zeile hervorheben
Den ersten Buchstaben eines Kapitels hervorzuheben, hat nur ästhetische Gründe. Einen solchen hervorgehobenen Buchstaben nennt man Initiale. Dazu gibt es später hier einen Artikel, aktuell kann ich auf meinen Artikel auf http://www.computergrafik-know-how.de/was-sind-initialen verweisen.
Die halbe oder erste ganze Zeile eines Kapitels hervorzuheben kommt in der Literatur auch immer mal wieder vor. Diese wird als Initalzeile bezeichnet.

Fazit
- Seien Sie beim Worte Hervorheben konsequent und notieren Sie sich vorher oder während des Schreibens, was wie hervorgehoben wird. In der Rubrik »Schreiben« finden Sie bald einen Artikel dazu, wie Sie Hervorhebungen im Text tippen können, damit Sie bei der Gestaltung des Buchblocks nicht verloren gehen.
- Worte in Großbuchstaben »schreien« und ziehen viel Aufmerksamkeit auf sich, daher sind Kapitälchen eine Alternative.
- Fremdworte, Eigennamen und betonte Worte können in halbe Anführungszeichen oder in Kursivschrift gesetzt werden.
- Über das Hervorheben von Gedanken finden Sie Erläuterung am Ende des Artikels »Wörtliche Rede«.