(Info:) Im Artikel »Storytelling 2021 – Teil 2« geht es um ein Beispiel aus der Praxis für ein Fachbuch. Das Storytelling soll den Leser unterhalten und ins Thema/Problem des Kapitels einführen. Die hierfür verwendeten 15 Leitfragen habe ich aus dem Artikel »Storytelling 2021 – Teil 1« entwickelt, in dem Sie die fünf Bausteine für gutes Storytelling, fünf Leitfragen und die Formel der Glaubwürdigkeit kennengelernt haben.
Inhaltsverzeichnis
15 Leitfragen für das Storytelling
15 Leitfragen für das Storytelling teilen sich in die ersten drei Fragen, die die Übersicht zu einem konkreten Inhalt schaffen, und dann den weiteren zwölf Fragen, die die Elemente der Geschichte enthalten. Wenn Sie den Leitfragen folgen, dann schaffen Sie schnell und sicher ein gutes Storytelling und folgen auch noch einer einfachen Spannungskurve (Spannungskurve:), die das Lesen interessant macht.
(Tipp:) Sie können die Leitfragen außerdem als Checkliste (Checkliste:) für das Storytelling Ihrer oder fremder Geschichten nutzen.
Übersichtsgrafik

Die 15 Leitfragen mit Stichwort und Frage
- WARUM: (why) Warum wird das Storytelling genutzt (Grund, Botschaft, Moral, Ziel)?
- WIE: (how) Wie soll die Lösung konkret aussehen?
- WAS: (what) Was wird gemacht, um die Lösung umzusetzen?
- UNGLÜCK: Welches Problem oder Hindernis besteht zu Beginn?
- MEHRWERT: Welchen zusätzlichen Vorteil bringt die Problemlösung?
- WO/WANN: Wo und wann spielt das Storytelling (Setting, Erzählwelt)?
- HAUPTFIGUR: Wer ist die Hauptfigur (HF)? Welche Stärken und Schwächen hat sie?
- WUNSCH: Was ist der Herzenswunsch der HF?
- GLAUBWÜRDIGKEIT: Welches Verhalten der HF ist glaubwürdig?
- HELFER: Wer sind die Helfer der HF? Was können sie zur Lösung beitragen?
- GEGENFIGUR: Wer ist die Gegenfigur (GF)? Welche Stärken und Schwächen hat sie?
- ANFANG: Was ist der Zustand am Anfang? Was führt zum Unglück?
- VERÄNDERUNG: Was tut die HF (Problemlösung)?
- HÖHEPUNKT: Was passiert am Höhepunkt, dem Tiefpunkt der HF?
- ENDE: Was hat die HF am Ende erreicht (Happy End)?
(Hinweis:) Die Frage nach dem Warum (why), Wie (how) und Was (what) wurde von Unternehmensberater Simon Sinek 2009 in einem Video vorgestellt, das die Grundlage für sein Buch »Frage immer erst: Warum« war. Lesenswert!
Beispiel aus meinem Fachbuch »Font-Design, Band 1: Symbol-Fonts«
Hier nun das versprochene Praxisbeispiel aus meinem Fachbuch »Font-Design, Band 1: Symbol-Fonts«. Jedes Kapitel beginnt mit einer Szene aus einem Grafikbüro, in der eine junge Grafikerin die älteren Kollegen um Rat fragt. Die 15 Leitfragen zu Kapitel 1 lauten wie folgt, weiter unten finden Sie den entsprechenden Text, der sich auch den Antworten auf die 15 Leitfragen ergeben hat.
- WARUM: Eine einfache Lösung finden, um Symbole im Text zu verwenden.
- WIE: Die Symbole im Text müssen Teil eines Zeichensatzes sein, damit sie sich wie Buchstaben leicht eingeben und verändern lassen.
- WAS: Die Symbole in einem Vektorprogramm (Adobe Illustrator) und einer Erweiterung namens »Fontself« in einen Zeichensatz umwandeln. Dieser kann dann im Layoutprogramm verwendet werden.
- UNGLÜCK: Symbole lassen sich nur schwer verändern, z. B. in Farbe oder Größe, wenn sie als Grafik in den Text gesetzt werden.
- MEHRWERT: Damit Symbole in der gleichen Schriftgröße zu erhalten, gibt es einen Trick mit einem Quadrat, das 70 % der Schriftgröße haben muss.
- WO/WANN: Eine Werbeagentur in der Gegenwart
- HAUPTFIGUR (HF): Eine junge Grafikerin (21 Jahre)
- WUNSCH: Eine effiziente Lösung für das Problem (Unglück) zu finden, dass ein einfaches Ändern der Texte in Farbe und Größe gestattet.
- GLAUBWÜRDIGKEIT: Sie sucht nach einer Lösung und fragt schließlich einen älteren Kollegen.
- HELFER: Älterer Grafiker (Mentor) gibt ihr daraufhin den Tipp, die Symbole zu einem Zeichensatz zu machen.
- GEGENFIGUR: Zuerst der Kunde, der nicht genau weiß, was er will. Dann der Chef, der gegenüber Kunden zu allem erst mal ja sagt.
- ANFANG: Sie bekommt den Auftrag.
- VERÄNDERUNG: Sie bemerkt das Problem, denkt nach, wie sie es lösen kann, und fragt schließlich den älteren Grafiker. Er hilft ihr auf die Sprünge.
- HÖHEPUNKT: Die Erkenntnis, dass man Symbole in einen Zeichensatz umwandeln kann und dann durch einfache Änderung der Parameter anpassen kann.
- ENDE: Als der Kunde sich dann für eine Farbe und Schriftgröße entscheidet, ist der Text in kurzer Zeit angepasst. (Die Lösung ist Teil des Happy Ends.)
Beispiel des Storytellings aus den obigen Leitfragen
Die Zahlen in Klammern weisen auf die Antwort der Leitfrage hin, die in dem folgenden Satz benutzt wurde.
(Anfang und Unglück)
(6) Montagmorgen in einem Grafikbüro irgendwo in Deutschland findet eine Besprechung statt. (12) Der Kunde möchte eine Informationsbroschüre über die Sehenswürdigkeiten der Region. Um den Text möglichst knapp zu halten, will er, dass im Text Besonderheiten wie Parkplatz, Bushaltestelle, Campingplatz und vieles andere einfach durch Symbole dargestellt werden, die sich dann auf einer Karte leicht wiederfinden lassen. (4) Der Kunde ist sich noch nicht sicher über die bevorzugten Schriftgrößen und -farben. (11) Der Chef des Grafikbüros sagt wie immer, dass es kein Problem sei, dies bis zur finalen Version jederzeit zu ändern.
(Problemlösung)
(7) Die junge Grafikerin steht nun vor dem Problem, das Versprechen des Chefs (8) in effizienter Weise zu lösen. Die Symbole wie Parkplatz liegen als schwarze Vektorgrafiken im Zeichenprogramm Adobe Illustrator vor. Daher sind sie in der Größe und Farbe veränderbar, ohne dass die Qualität leidet. (13) Wenn jedoch im Layoutprogramm die Symbole als kleine Bilder in den beschreibenden Text eingefügt werden, bedeuten Änderungen viel Aufwand, da diese durch neue Versionen ersetzt werden müssen. Als sie in einer Kaffeepause einen (10) erfahrenen Kollegen trifft, (9) schildert sie ihm ihr Problem.
(Höhepunkt und Happy End)
»Das du über das Problem nachdenkst, bevor du eine Lösung erarbeitest, ist ein guter Ansatz. Konfuzius bezeichnet das Nachdenken als edelsten Weg, um klug zu handeln«, sagt der Kollege und sie freut sich. »Was machst du, wenn du die Schriftgröße oder -farbe des Textes verändern willst?«
»Ich passe diese in den Absatz- oder Zeichenformatvorlagen an und muss dann nur schauen, ob der Text noch in die Textrahmen passt«, antwortet sie.
»Genau, du veränderst nur die Parameter, schreibst jedoch den Text nicht neu. Der Text besteht aus Zeichen. Die Symbole für Camping und so weiter sind auch nur Zeichen. Darum erstelle einfach einen eigenen Font, der genau aus diesen Symbolen besteht«, führt der Kollege seinen Gedanken weiter.
(14) »Dann würden sich die Symbole wie Buchstaben verhalten und (5) könnten über Formatvorlage blitzschnell geändert werden«, freut sich die junge Grafikerin. (15) »Können sie mir zeigen, wie man aus den Symbolen einen eigenen Font erstellt?«
Auszug aus dem Fachbuch »Font-Design, Band 1: Symbol-Fonts«, Seite 2.
