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10 Zutaten für einen Thriller

(Info:) Krimis und Thriller sind das meist gelesene Genre auf dem Buchmarkt. Was macht einen guten Thriller aus, den der Leser nicht mehr aus der Hand legen will, auch wenn es schon vier Uhr morgens ist und der Wecker bald klingelt? Die Thriller von Dan Brown, Michael Crichton, Stephen King oder Frank Schätzing haben trotz unterschiedlicher Themen viele Gemeinsamkeiten. Hier finden Sie eine kurze Übersicht über die 10 Zutaten oder Elemente für einen Thriller.

(Hinweis:) Im Artikel »Novelle und Thriller« wurden die Unterschiede zum Roman beschrieben. Bitte lesen diesen Artikel zuerst.

10 Zutaten (Elemente) für einen Thriller kurz erklärt

1. Das heiße Eisen – das Aktuelle

Das erste Element ist das heiße Eisen, eine aktuelle Problematik, das die Menschen beschäftigt und die Realismus sein muss, auch wenn bestimmte Annahmen vorausgesetzt werden. Die abstrakte Problematik wird mit einem Beispiel nach dem Motto »was wäre wenn …« durchgespielt und so auf die Gefahren aufmerksam gemacht. Vgl. Gentechnik = Wiedererweckung von Dinosaurier (M. Crichton »Jurassic Park«), Raumfahrt in privater Hand (D. Brown »Meteor«), Gefahr durch Handys (S. King »Puls«) und die Krimis von Donna Leon über den Commissario Guido Brunetti.

2. Der Plottyp

Der Plottyp bestimmt den grundsätzlichen Ablauf der Handlung. Dabei folgt der Handlungsablauf dem Schema der drei Akte, der Reise des Helden oder dem Schema »save the cat« von Blake Snyder, immer mit Ziel der Steigerung der Probleme und damit der Spannung. Aus dem Plottyp ergibt sich dann auch das Meta-Thema.
(siehe:) Artikel »Die 10 Plottypen als Grundlage für (fast) jede Geschichte«.

3. Die zentrale Frage

Das dritte Element ist die zentrale Frage, die beschreibt, was steht auf dem Spiel, kann es erreicht oder (das Verbrechen) verhindert werden? Die zentrale Frage bildet den Spannungsbogen von Anfang bis Ende. Vgl. James Bond Romane, F. Schätzing »Der Schwarm«.

4. Außergewöhnliches

Das Außergewöhnliche kann ein Problem sein, ein Ort oder eine Zeit, eine besondere Schwäche. Doch meist ist es eine Eigenschaft, die eine Figur zu einer außergewöhnliche Figuren macht, und die dem Leser deshalb im Gedächtnis bleibt. Die Figur hat, sonst wie alle anderen, ihre Stärken und Schwächen. Die Gegenfigur, die dem Leser auch (zu erst) sympathisch sein soll. Vgl. S. King »Wahn«, »Love«, »Thommyknockers«, »Es«; F. Schätzing »Der Schwarm« (z. B. Streit zw. dem Weißen, der Indianer sein will, und dem Eskimo, der kein Indianer sein will) oder der eine Ring in J. R. R. Tolkien »Der Herr der Ringe«, der unsichtbar macht und zum Bösen verführt.

(Hinweis:) Lesen auch die Artikel »Das eine Außergewöhnliche« und »Außergewöhnliche Wesen«.

5. Das Thema der Handlung

Das fünfte Element ist das Thema für die Handlung der Figuren. In S. King »Sie« ist das Elend (Misery) das Thema der Hauptfiguren. Durch Negation, Abschwächung oder Übertreibung kann es verändert werden und jeweils einer Figur zugewiesen werden. Ist das Thema Freundschaft, dann ist die Negation Ablehnung oder Hass, die Abschwächung wäre Sympathie und die Steigerung Liebe.

6. Figuren verfolgen Ziele

Die Handlungen der Figuren erfolgen nach dem S.M.A.R.T.-Prinzip oder Why-How-What-Prinzip und dies wird dem Leser durch Gespräche oder Gedanken der Figuren erklärt. Siehe dazu den Artikel »Das erweiterte S.M.A.R.T.-Prinzip« und »Konstruktive Kritik am S.M.A.R.T.-Prinzip«.

7. Verräter oder Maulwurf: die Janusfigur

Die Janusfigur, ist eine Figur, die erst auf der einen Seite spielt, und dann herauskommt, dass sie für die Gegenseite arbeitet. Dieser Seitenwechsel oder das Hintergehen muss rechtzeitig angedeutet werden ohne zu viel zu verraten. Es muss für die Janusfigur einen guten Grund geben, so zu handeln, z. B. den Tod eines geliebten Menschen in der Vergangenheit (vor der Geschichte). Eine gutgemachte Janusfigur liefert dem Leser ein großes Überraschungsmoment. Vgl. D. Brown »Meteor«.

8. Was man aus der Geschichten lernen kann: das Meta-Thema

Das Meta-Thema (Standard-Lektion), das emotionale Überziel der Hauptfigur in einem Wort zusammenfasst: Vergebung, Liebe, Akzeptanz, Glaube, Furcht, Vertrauen, Überleben, Selbstlosigkeit, Verantwortung, Erlösung. So tritt die Liebe zwischen Figuren vor dem Hintergrund der zentralen Frage auf. Der Einsatz bis zur Selbstopferung nicht für die Gruppe (Menschheit), sondern für eine andere Figur. Vgl. Film »Independence Day (1)«.

9. Atemlose Spannung

Spannung kann durch verschiedene Elemente erzeugt werden. Der Countdown, das sich schliessende Zeitfenster, bringt die höchste Spannung. Vgl. jede Sportveranstaltung, James Bond Romane, F. Schätzing »Der Schwarm«, Film »Independence Day (1)«. Auf der anderen Seiten sind Tabubrüche ein gutes Mittel für Spannung, denn der Leser will wissen, welche Konsequenzen diese haben. Außerdem lassen sich Tabubrüche im Laufe des Thrillers steigern z. B. vom Lügen zum Mord. Ein guter Thriller läßt den Leser nicht zu Atem kommen, daher braucht die Handlung Tempo und Actionszenen.

10. Zum Schluß das Duell

Das letzte Element ist das Duell, bei dem sich Hauptfigur und Gegenfigur am Ende gegenüberstehen, nach dem alle Helfer und Handlanger aus dem Spiel sind. Vgl. James Bond, F. Schätzing »Der Schwarm«.

Über die 10 Zutaten für einen Thriller hinaus

Über die 10 Elemente für einen Thriller hinaus können noch weitere Elemente in einem Thriller vorkommen, um den Leser bestmöglich atemlos zu unterhalten.

Zwei oder mehr Handlungsstränge

Es gibt (mindestens) zwei Handlungsstränge für Hauptfigur und Gegenfigur oder zwei Gruppen, die am Ende zu zusammenkommen. Vgl. D. Brown »Meteor«.

Dynamische Handlung

Wenn der Thriller aus dynamische Handlung besteht, so handeln die Figuren nur mit dem Wunsch der Zielerreichung. Zeitweise neue Hindernisse ergeben neue Ziele, dabei wird das große (erste) Ziel jedoch nicht aus den Augen verloren. Nebensächliche Handlungen werden nur angedeutet oder weggelassen. Damit wird der Roman schlank und schnell. Vgl. Werke von Jules Verne.

Zentrales Objekt

Das zentrale Element (Dingsymbol), wie es schon in Novellen vorkommt. Vgl. der eine Ring in J. R. R. Tolkien »Der Herr der Ringe«.

Aus dem Blickwinkel einer Figur erzählt

Der Deep POV (Point of View = Blickwinkel) erlaubt es, dass der Leser im Kopf einer Figur ist und dessen Gedanken und Empfindungen unmittelbar erfährt. Dabei sollte pro Kapitel der Leser immer nur mit einer Figur mitfahren und es sollte auch klar sein, welche Figur das ist. Vgl. S. King »In einer kleinen Stadt«.

Ende mit Überraschungseffekt

Das überraschende Ende liefert ein weiteres Überraschungselement zum Ende der Geschichte. Das ÜE muss in der Geschichte bereits enthalten sein. Vgl. M. Critchton »Jurassic Park« dort heißt es im Roman »Das Leben findet immer einen Weg«. Und so ist es auch, als sich die Dinos plötzlich unkontrolliert vermehren und am Ende die Insel verlassen. Es wird empfohlen, dass Kapitel und sogar Szenen auch ein gewisses Ende habe, wobei daraus sich neue Fragen oder Probleme ergeben müssen, Stichwort: »Cliffhanger«, so bleibt der Leser im Buch, weil er wissen will, wie es weiter geht. Der Autor, der sich vor dem Schreiben der Szene, des Kapitels und des Thrillers die Enden bereits überlegt, wird effizienter, zielgerichteter Schreiben.

Wissen vermitteln

Informationen, Wissen und Life Hacks, mit denen der Leser clevere Methoden oder Tricks für sein Leben lernen kann, bringen einen zusätzlichen Unterhaltungswert. Dabei müssen die Sachverhalte verständlich beschrieben werden. Dies kann einfach im Text erfolgen, jedoch besser ist der Dialog zwischen einem Experten zum Thema und einem Laien; vgl. M. Crichton »Jurassic Park«. Das neue Wissen ist jedoch kein Selbstzweck, sondern muss dazu genutzt werden die Handlung voranzutreiben.

Fazit

Wie beim Kochen, wo man sich zuerst die Zutaten zusammenstellt, so sollte der Autor eines Thrillers auch vorgehen und sich vor dem Schreiben des erstens Entwurfs, die oben genannten 10 Zutaten (Elemente) für einen Thriller schriftlicht überlegen.

(Ende.)